Beim Überall App Congress am 10. Juni 2015 fanden auf der Burg Perchtoldsdorf nicht nur Entwickler und Startups zusammen, sondern auch Manager und Investoren. Eine gute Mischung also, die eine vielfältige Betrachtungsweise des Themas "Internet of Things" erlaubt.

Der Talk "Von Buzzwords zu Businessmodellen" befasste sich mit dem grundlegenden Ansatz von IoT-Anwendungen, die oftmals zu kurzfristig und opportunistisch konzipiert werden. Es geht längst nicht mehr um noch mehr Features, noch mehr Technologie und noch mehr Gadgets, sondern um die echte Innovativität einer Anbindung.

In knapp 20 Minuten erklärt Daniel Kalbeck nicht nur die Bedeutung der strategischen Ausrichtung, sondern auch, welches Schicksal der Energiebranche aktuell droht und welche Informationen im eigentlich schlichten Tracking des Kaffeekonsums zu finden sind.

IoT und Old Economy

Diverse Branchen, die bisher nicht zu drastisch von technologischen Veränderungen betroffen waren, erhalten durch IoT die Chance, in neue Geschäftsbereiche vorzudringen. Insbesondere betrifft das die klassische "Old Economy" - und die Formeln dafür erscheinen simpel:

Stromversorger + IoT + neue Kundenbeziehungen = Upselling und Imagetransfer
Energieversorgungsunternehmen können sich nicht länger darauf verlassen, durch die Beschaffenheit ihres Produkts ohnehin für den Konsumenten relevant zu sein. Der Wettbewerb hat sich verschärft, der Service und die Rahmenbedingungen entscheiden über Erfolg oder Misserfolg. Durch IoT erweitert das EVU seinen Wirkungskreis für den Konsumenten und präsentiert sich als Anbieter mit Mehrwert abseits des Kerngeschäfts.

Consumer Goods + IoT + Nachschubsteuerung = Gamification
Im Lebensmittelbereich lassen sich IoT-Anwendungen als komfortables After-Sales-Service-Element einsetzen. Anbieter können durch Gamification-Elemente die fortwährende Interaktion mit dem Konsumenten fördern und mit zeitgerechter Nachschubsteuerung zielgerichtet den Verkauf fördern.

Health Management + IoT = personalisierte Customer Relations und Services
Im Gesundheitswesen geht der derzeit wohl öffentlichkeitswirksamste Wandel im Bereich IoT vor. Mess- und Monitoring-Anwendungen lassen den Anbieter individuelle Angebote für den Kunden schnüren, die für den Kunden potenziell attraktiver und für den Anbieter weniger riskant sind. Der userorientierte Umgang mit den sehr intimen Daten muss dabei aber immer im Zentrum stehen.

IoT des IoT wegen

Nur weil sich viele Geräte mittels Retrofitting "smart" machen lassen, heißt das nicht automatisch, dass jede dieser Möglichkeiten auch Sinn macht. Nicht alles muss vom Smartphone aus gesteuert werden können, auch eine moderne Waage braucht kein WiFi und die Luftfeuchtigkeit muss nicht unbedingt über die Zahnbürste gemessen werden.

Strategisch zu Fun & Convenience

Um im Bereich der Old Economy mit Internet of Things-Lösungen Fuß zu fassen und Sinn stiften zu können, müssen grundlegende Entscheidungen getroffen werden, die nicht primär die Technologie, sondern den Zweck definieren. Sie entscheiden, ob und wie der Kunde das Produkt oder den Service annimmt oder ablehnt.

Es braucht nur ein kleines bisschen Elektronik, um wirklich sinnvolle Usecases für IoT zu gestalten - aber viel Zeit und Aufwand für relevante Usecases und sinnvolles Featuredesign. Die aktuelle Revolution ist demnach weniger eine technologische, sondern vielmehr eine, die verändert, wie wir unseren Alltag gestalten. Solange IoT unsere Lebensweise nicht beeinflusst, sind Anwendungen nicht mehr als Gadgets. Erst wenn sie den Alltag verändern, sind sie disruptiv und haben nachhaltig Bedeutung erlangt.

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